Den nächsten Versuch
einen Gesprächspartner zu finden starten wir in einem
Haus in das viele Kinder hinein- und hinausgehen. Volker geht sofort hinein, während
Jürgen und ich noch versuchen die draußen hängenden Plakate zu entziffern. Als ich kurz
darauf auch hineingehe, steht Volker schon einer gut gekleideten Dame gegenüber. Wie sich
später herausstellt, die Direktorin dieses Hauses. Es handelt sich um das Haus der
ehemaligen Komsomolzenorganisation. Heute dient es dazu Kinder und Jugendliche mit der
Natur und Geschichte der Region vertraut zu machen. Außerdem gibt es zahlreiche Sport-
und Freizeitaktivitäten. Die Direktorin führt uns zu einem Englisch sprechenden Herrn
Mitte Fünfzig, der sich gerade auf einem Laptop einen Film ansieht. Nach kurzer
Begrüßung befinden wir uns mitten in einer Museumsführung.
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Mitten in
Turuchansk |
Mit Stefan haben
wir endlich einen gefunden, mit dem wir uns auf Englisch unterhalten können. |
Um Der Raum indem wir uns befinden ist einem
Museum sehr ähnlich. Die Wände sind komplett mit Karten, Photos und Bildern der Region
behangen. Es gibt eine kleine Steinsammlung und auch ein paar Dinge von der
"503". Und nicht nur irgendwelche Fotos sondern Utensilien, die im vergangenen
Monat noch irgendwo in Jermakowo in der Tundra gelegen haben. Unser
"Museumsführer", er heißt übrigens Stefan, hat schon zwei Expeditionen
dorthin unternommen. Also die Sache mit den geklauten Loks müssen wir nochmals genauer
betrachten. Vielleicht gibt es ja Zusammenhänge? Nach einer halben Stunde versuchen wir
das Gespräch vorsichtig auf unsere Belange zu wenden. Wir schildern, dass wir gerne mit
einem Boot nach Kureika und Jermakowo fahren möchten. Und von dort weiter nach Igarka. Er
verweist auf das morgige Schiff. Die Strecke von Jermakowo nach Igarka zu Fuß zu
bewältigen ist absolut unmöglich, sagt er.
Nachdem wir einige Zeilen in ein Gästebuch
geschrieben haben, fragt er uns, ob wir Interesse haben heute Nachmittag eine Bootsfahrt
nach Stary-Turuchansk zu machen. Das Dorf liegt knapp 30 Kilometer entfernt ein Stück den
Turuchan hinein. Wir sind natürlich interessiert und verabreden uns für 15:00 Uhr vor
unserer Gastinitza. Bevor wir gehen fragen wir Stefan wo wir Brennspiritus kaufen können.
Er notiert etwas auf Russisch auf einen Zettel und überreicht ihn uns. Den sollten wir
einfach im Magazin vorzeigen das gibt es überall! Wir nehmen den Zettel sanft
lächelnd entgegen waren wir doch schon überall und haben nach dem Zeug gefragt.
Wir versuchen unser Glück sofort im nächsten Magazin. Der Gesichtsausdruck der
Bedienung, nachdem sie den Zettel gelesen hat, ist schwer zu beschreiben: Irgendwas
zwischen Erstaunen und verschämter Zurückhaltung. Langsam bewegt sie sich zum
Nachbartresen bückt sich und kommt mit einem 0,25 Liter-Fläschchen wieder
zum Vorschein. Immer noch süffisant lächelnd. Das Zeug wird unter der Ladentheke
gehandelt keine Frage. Ich glaube jedoch nicht das die Leute das hier zum Kochen
verwenden. Vermutlich denkt das Mädel wir brauchen das! Und da hat sie ja durchaus recht.
Zudem haben wir ja ein "Rezept".
Wir testen natürlich sofort aus, ob das Zeug
für unsere Zwecke brauchbar ist. Breites Grinsen auf unseren Gesichtern, als das Wasser
im Topf innerhalb kürzester Zeit kocht. Warum haben wir uns auf vergangenen Reisen
eigentlich immer mit dem Gasbrenner abgemüht? Wir werfen Volker vor, sich nicht
nachdrücklich genug für seinen Trangia-Kocher eingesetzt zu haben.Volker und Jürgen
scheinen unsere Mamsell verprellt zu haben: Sie sitzen um die Mittagszeit am großen Tisch
in der Küche kocht Madam gerade Suppe. Nach 10 Minuten
stehen die zwei wortlos auf und gehen. Für wen hat sie die Suppe wohl gekocht? |