Schienen von 1879   |  ungewöhnliche Brückenüberquerungen  |  ein neugieriges Rentier  |  Blaubeerorgie  |  kochen unter einer Brücke  |  Kindergeburtstag bei der Polizei 

Freitag, 10. September 2004

Der Wecker klingelt um 06:30 Uhr! Kurze Zeit später stehen Andrej und der schwarze Hund in der Tonne. Während wir aus unseren Schlafsäcken kriechen erläutern wir Andrej unsere heutige Tagesetappe. Ob Andrej immer hier lebt haben wir bisher nicht herausbekommen. Über den Besuch scheint er sich anscheinend zu freuen. Dass er uns mit dem Boot über den Fluss setzten soll haben wir gestern schon geklärt. Charly zeigt Andrej unsere Karten der Gegend – er ist sehr daran interessiert. Er erklärt uns, dass es sich bei dem vermeintlichen Wachturm in Wahrheit um einen Signalturm handelt. Ein oder zwei dieser Türme haben wir bereits schon gesehen. Vielleicht waren die Nachrichtensoldaten, die bis 1990 in der Gegend tätig waren, ja für diese Türme und nicht für die Telefonverbindung zuständig? Nach einem gemeinsamen Kaffee stiefeln wir mit Andrej und den Hunden zum Fluss. Wir mit kleinem Rucksack – Andrej mit Flinte, Patronengurt und Messer. Am Fluss hat Andrej seine Netze ausgelegt. Am Ufer legen zwei Boote. Die beiden Hunde springen sofort in das kleine Metallboot. Andrej versucht vergeblich sie wieder herauszubekommen. Folglich rudern wir alle über den hier etwa 50 Meter breiten Fluss. Wir vereinbaren, dass wir zwischen fünf und sechs Uhr wieder zurück sind.
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Erst studieren wir die Karte – dann überqueren wir den 50 m breiten Fluss mit dem Boot

Die Schienen laufen auf der anderen Seite weiter. Und auf der anderen Seite scheint auch die Sonne! Auf fast allen Schienen stehen Herkunftsort und Herstelldatum. Von 1879 bis 1935 ist fast jede Jahreszahl vertreten. Viele stammen aus deutscher Produktion. Sämtliche Hindernisse – vornehmlich Holzbrücken – überqueren wir dank des kleinen Gepäcks mit einer gewissen Leichtigkeit. Dazu trägt nicht zuletzt auch das schöne Wetter bei. Die Tundra zeigt sich in leuchtenden Farben. Ins Auge fallen die leuchtend roten Teppiche kleinblättriger Pflanzen, die sich zwischen den Schienen ausbreiten. Wollgras biegt sich im Wind und grauweisse Wolken heben sich vom blauen Himmel ab. Es ist so ruhig, dass wir das Geräusch eines Flugzeugs in 10.000 Meter Höhe hören können. Es marschiert sich leicht in einer solchen Umgebung; nicht nur wegen des leichten Gepäcks.

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Bild vergrößert darstellen!Ein wenig Sonne verzaubert die  Tundra: Wollgras wiegt sich im Wind und die roten Pflanzenteppiche, an denen wir bisher arglos vorbeimarschiert sind, leuchten in kräftigen Farben!

 

Der Schienenstrang verläuft in unregelmäßigen Wellen – über die Jahre hat er sich der Tundra angepasst. Die avisierte Gasprom-Station bei Kilometer 65 finden wir nicht. Nach unseren Berechnungen sind wir gut 15 Kilometer gelaufen. Wir glauben daher, dass sie etwas abseits des Bahndamms liegen muss. Na gut, wir sind jetzt etwa bei Kilometer 68 von Nadym aus gerechnet. Abzüglich der 12 Taxikilometer werden es dann hin und zurück 124 km zu Fuß sein!
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Bild der Schiene vergrößert darstellen!

 

 

Die ältesten Schienen die wir entdecken stammen aus dem Jahr 1879

Es wurmt Charly, ohne einen markanten Punkt erreicht zu haben, umkehren zu müssen. Er stellt einige für Jürgen und mich unverständliche Messungen an, um den Punkt wenigstens theoretisch zu bestimmen. Er diktiert mir auch etwas ins Büchlein – aber irgendwie lässt sich daraus nichts Sinnvolles berechnen, sagt er.

Kurz danach versperrt uns ein junges Rentier den Weg – es steht mitten auf dem Gleis. Wir bewegen uns ganz langsam und zu unserer Überraschung kommt das Tier näher auf uns zu. In etwa 6 Metern Entfernung können wir es – und es uns – ausgiebig beobachten. Nach einigen Minuten scheucht Jürgen es in den Wald. "Wir müssen ja schließlich noch Blaubeeren pflücken," sagt er! Drei volle Becherchen schütten wir nach einer guten halben Stunde in den großen Alutopf.

rentier.jpg (29777 Byte) Ein wirklich neugieriges Tier!

 

Um 17:30 Uhr sind wir wieder am Fluss. 30 Kilometer mit leichtem Gepäck und bei schönem Wetter liegen hinter uns. Wir sitzen am Flussufer und warten auf Andrej. Plötzlich höre ich hinter mir ein Brummen wie von einem Bären. Ich drehe mich blitzschnell um – aber da ist kein Bär! Die Geräusche rühren von Jürgens Magen, der in Erwartung der bevorstehenden Blaubeerorgie rebelliert! Jürgen und Charly können sich ob meiner Schreckhaftigkeit vor Lachen kaum halten.

Eine viertel Stunde später taucht Andrej mit seinen beiden Hunden auf. Er versucht erneut die beiden aus dem Boot zu jagen – und diesmal auch erfolgreich. Er legt ab und die zwei bleiben laut bellend am Ufer zurück. Der kleine Weissbraune läuft zunächst aufgeregt hin und her und stürzt sich dann in den Fluss. Kurze Zeit später sitzt er mit uns im Boot. Am anderen Ufer angekommen, stelle ich fest, dass ich meine Handschuhe an der Stelle wo ich "den Bären gehört habe" liegengelassen habe. Ich rudere nochmals allein zurück; die anderen laufen den 15-minütigen Weg zurück zur Tonne. Später berichten sie, dass sie auf dem Weg auf eine Bärenlosung gestoßen sind – ein etwa 3-pfündiger Haufen aus unverdauter Blaubeermatsche.

Andrej heizt den Ofen in der Röhre an! Für unsere Klammotten (in diesem Zusammenhang ausnahmsweise mit Doppel "m", da die Sachen doch sehr klamm sind) ist das ideal. Die Jungs freuen sich, ihre Schuhe am Herd trocknen zu können.
Jetzt mischen wir den Pfannkuchenteig an: Wasser, Trockenei, Trockenmilch, Mehl und etwas Zucker verrühre ich zu einem dicklichen Brei. Pfannkuchen bis zum Abwinken. Andrej, den wir zum Essen eingeladen haben, beäugt die Prozedure sichtlich skeptisch. Das kennt er noch nicht – ist wahrscheinlich nur Fisch und Schneehühner gewohnt!

pfannku.jpg (32144 Byte) Unser Gastgeber ist für unsere Blaubeerpfannkuchen nicht so zu begeistern.
Für uns hingegen gibt es fast nichts Schöneres!

Schuhe trocknen am Herd ist kein Problem, aber Pfannkuchen braten ist nicht möglich – jedenfalls nicht mit unserer welligen Alupfanne. So stellen wir denn auch schnell auf die bewährte Methode mit Gasbrenner um. Nach nur einem Pfannkuchen ist Andrej plötzlich verschwunden. Gut, die ersten Pfannkuchen enden meist in Form von Palatschinken, aber das tut dem Geschmack wahrlich keinen Abbruch! Charly geht ihn suchen und holt ihn quasi aus seiner Koje. Mehr als einen der Dinger können wir ihm nicht mehr aufschwatzen. Er verzieht sich wieder in seine Hütte und wir machen allein weiter.
Der Ofen bullert – der Brenner faucht – die Röhre die ist schwer verraucht!

Samstag, 11. September 2004

06:30 Uhr! Es ist immer noch warm in der Röhre. Kein Wunder bei der wintertauglichen Isolierung. Wir packen zusammen und warten bei einem Kaffee auf Andrej und die Hunde. Doch außer der grauen Katze lässt sich keiner blicken. Hm, vielleicht sind ihm die Pfannkuchen gestern ja wirklich nicht bekommen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass er schon auf die Jagd oder zum Fischen gegangen ist.
Als Dankeschön legen wir ihm ein Paket Nudeln, Mehl, Tee und mein Opinel-Messer in die Hütte. Um kurz nach acht sind wir auf der Rolle – eh, auf der Schiene!
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Hier nochmal unsere Überquerungstechniken!   Bild rechts vergrößert darstellen!

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Heute ist der 11. September und unsere Gespräche drehen sich fast zwangsläufig um die Rolle Amerikas in der Welt. Im Besonderen erörtern wir die Lage in Russland nach den Flugzeugattentaten und dem Drama in Beslan.

 

Die Sonne spielt mit den Regenwolken. Aber sie hat heute einen schlechten Tag. Mitunter sieht es aus als könne sie die Wolken verdrängen, doch es wird zunehmend dunkler und windiger. Die große Brücke mit der Draisine umlaufen wir diesmal großräumig auf der Winterstraße. Ein Brett und zwei Schwellenstücke reichen um die sumpfigsten Stellen zu überbrücken.
Gegen 16:00 Uhr passieren wir unseren ersten Zeltplatz (den vor drei Tagen). Kein schlechter Schnitt. Das Wetter verleitet auch nicht zu längeren Pausen und die Brücken überqueren wir jetzt auch schneller. Um halb sechs erreichen wir ein leicht hügeliges und sandiges Gelände. Neben einigen Birken schlagen wir im Regen das Zelt auf.
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Nicht überall verlaufen die Gleise noch auf dem Bahndamm

Danach versammeln wir sämtliche Kochutensilien im Zelt – irgendwie wird das auch in dem kleinen Vorzelt gehen. Im Wechsel hält einer den Topf über den Brenner und der andere rührt. Es gibt Hühnersuppe mit angebratenem Speck. In feuchten Klamotten und mit klammen Fingern löffeln wir die warme Suppe – der Regen prasselt auf das Zelt. Aus medizinischen Gründen gibt es anschließend noch Tee. Nur den Wodka trinken wir kalt. Wenn das Wetter morgen nicht besser ist marschieren wir die 30 Kilometer durch bis Nadym.

Sonntag, 12. September 2004

06:00 Uhr! Ein Blick aus dem Zelt und sofort ist klar: Heute stehen die 30 Kilometer auf dem Programm! Im Augenblick ist es zwar trocken, doch es hat die ganze Nacht hindurch geregnet und es ist nur eine Frage der Zeit bis es wieder anfängt. Das Zelt bauen wir noch im Trockenen ab, dann regnet es schon wieder. Charlys Wunsch, sich bei Sonnenschein auf den Schwellen zu aalen und Jürgen und mir beim Blaubeerpflücken zuzusehen, erfüllt sich heute nicht!
Auch unsere Kommunikationsfreudigkeit nimmt ab:
"Norres – Photo!" "Ne, haben wir schon auf dem Hinweg!"
"Achtung Draht!" "Jau!"
Lange Gespräche führen wir heute nicht!

Unser Depot ist unberührt! Finden kurz danach ein trockenes Plätzchen unter einer Holzbrücke wo wir die Bohnen warm machen können. Jürgen gestaltet den Platz etwas heimeliger, indem er die Zugluft mit der Zeltunterplane abschirmt. Zwei große Dosen Bohnen in Tomatensauce schütten wir in den Topf. Das sättigt und wärmt gleichzeitig. Gut eine Stunde verbringen wir unter der fast regendichten Holzkonstruktion.

essenubr.jpg (20653 Byte) Nicht oft zu finden: Ein fast regendichter Kochplatz unter einer Brücke

Etwa 18 Kilometer vor Nadym treffen wir auf einen Jäger und Pilzsammler. In Höhe der Zelte der Nentzen (den gleichen wie auf dem Hinweg) machen wir eine kurze Pause. Die Hunde schlagen an, doch kein Nentze lässt sich blicken. Charly im Scherz: "Norres, notier mal: Der gemeine Nentze ist nicht gastfreundlich!" Wir machen unsererseits keine Anstalten zu den Zelten zu gelangen. Bei schönem Wetter hätten wir die Begegnung wahrscheinlich gesucht.
Neben einer Blaubeerwurzel für mich, packe ich eine Schwellenplatte und einige Schwellennägel als Souvenirs für Volker ein. Die Platte wiegt über zwei Kilo. Jürgen nimmt auch eine mit. Kurz darauf versinke ich mit einem Bein knietief im Sumpf. Jetzt weiss auch ich wie es ist mit nassen Schuhen unterwegs zu sein. Jungs, ich fühle mit euch!

Wir nähern uns Nadym. Kurz bevor die Schwellen aufhören treffen wir zwei Russen mit Dackel und Digitalkamera. Ihr Angebot uns in ihrem Auto mitzunehmen lehnen wir, Charlys Blasen und Druckstellen ignorierend, mit zwei zu eins Stimmen ab. Das Angebot auf der Ladefläche eines LKW mitzufahren nehmen wir kurze Zeit später hingegen an. Vielleicht ergibt sich ja das ein oder andere Fotomotiv? Die Fahrt endet jedoch bereits nach 800 Metern an einem Wasserrohr. Die Jungs sind unterwegs um Wasser zu holen.

 

Sieben Kilometer vor Nadym passiert es dann: Wir werden von der Polizei in Zivil angehalten! Das hat uns heute gerade noch gefehlt! An weitermarschieren ist nicht zu denken – wir müssen mit in den Wald! Das die ganze Polizei-Mischpoke den Geburtstag eines fünfjährigen Mädchens feiert, bekommen wir erst beim zweiten Becher Wodka und nach dem dritten Schaschlik mit. Wir sind eingeladen den Geburtstag der Tochter des Korporals mitzufeiern! Die Mitfeiernden sind natürlich auch alle bei der Nadymer Polizei.
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poliz2.jpg (37110 Byte) Bild oben vergrößern!

Kurz vor Nadym werden wir von der Polizei abgefangen. Unsere nassen Schuhe und die nassen Klamotten sind schnell vergessen!

Auf einem Tisch liegen jede Menge Schaschlikspieße. Es gibt Fischsalat, eingelegte Pilze mit Zwiebeln, Rote Beete, Karottensalat, gekochte Kartoffeln, Tomatensalat und ... und ... ja und natürlich Wodka! Von den Frauen werden wir geradezu genötigt alles zu probieren. Man erklärt uns mehrfach wie man richtig Wodka trinkt ohne besoffen zu werden. Gott sei Dank haben wir kurz zuvor die zwei Dosen Bohnen vertilgt. Auf nüchternen Magen hätte diese Menge Wodka bei uns sicherlich eine verheerende Wirkung.

Trotz des Regens herrscht jetzt im wahrsten Sinne des Wortes eine "Bullenhitze" auf der Lichtung. Wir vergessen unsere nasse Schuhe und feuchten Klamotten und genießen die russische Gastfreundschaft. Wir stimmen in ein Ständchen für das Geburtstagskind mit ein. Leider haben wir nichts dabei, was auch nur annähernd als Geschenk für ein kleines Mädchen geeignet ist.
Mit meiner russisch-deutschen Wörterliste komme ich ganz gut parat. Über Namen und Zutaten der kredenzten Köstlichkeiten, Themen wie die Stalinbahn und Tschetschenien, können wir uns leidlich gut verständigen.
Jürgen braucht derlei Hilfsmittel nicht! Ich weiß ehrlich nicht wie er es anstellt! Mit der russischen Sprache kann es nicht viel zu tun haben – er kann kaum ein Wort sprechen geschweige denn lesen. Körpersprache, Sympathie, Intuition, das Eingehen auf die russische Mentalität? Irgendetwas in dieser Richtung muss es wohl sein. Eine eigene Art der nonverbalen Kommunikation? Obwohl nonverbal? Nein, er redet schon recht viel dabei!
Ich erinnere mich da an die erste Begegnung zwischen Albek und Jürgen in der Moskauer Metro im Jahre 1991. Da war es genauso! Nach dem dritten Wodka heftet ihm der Korporal sein Polizeiabzeichen an die Mütze. Stolz wie Oskar grinst er mit dem Ding in die Digitalkamera.
Das bekommen natürlich auch die Frauen mit – die nehmen das zum Anlass Jürgen und mich mit auf die Straße zu zerren. Aus den geöffneten Autotüren schallt laute russische Rockmusik. Mit drei Frauen und zwei Kindern tanzen wir auf der matschigen Sandpiste. Charly hält derweil die Stellung im Wald.
Dieses Russland!!!

 

Einige der Polizisten haben in Tschetschenien gekämpft. Wir waren 1992 – also vor dem Krieg dort. Als ich "Grosny 1992" auf einen Zettel schreibe kontert einer der Polizisten mit "Grosny 1993, 94, 95 war"!

Mit aufkommender Dämmerung wird zusammengepackt. Oder hat es etwas damit zu tun, dass kein Wodka mehr da ist? Die letzte Flasche fliegt gerade im hohen Bogen klirrend in die Rabatten. So ist das in Russland – es gibt noch kein Bewusstsein dafür. Wir schleppen all unsere Plastikflaschen wieder mit zurück. Charly mutmaßt, dass uns die Frauen dankbar sein müssten, weil wir mitgeholfen haben den Wodka zu vernichten.

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Der Kommentar zu diesen Bildern muss noch wohl durchdacht und abgewogen werden.
Eines sei jedoch versichert: Wir hatten die Sache jederzeit im Griff!

Es kommt so wie von uns vermutet: Unsere Rucksäcke werden in den beiden Autos verstaut und für uns ist selbstverständlich auch noch Platz. Sechs Erwachsene und zwei Kinder finden problemlos in dem kleinen japanischen Auto platz. Ich sitze mit dem Geburtstagskind auf den Knien auf dem Beifahrersitz. Nach herzlicher Verabschiedung laufen wir zu unserer Unterkunft. Nicholai, der junge Polizist der uns von der Straße in den Wald gelotst hat, begleitet uns. Im Gegensatz zu ihm versuchen wir sachlich und nüchtern zu wirken. Allein schon deshalb, um vor der Rezeptionsdame nicht allzu sehr zu schwanken. Und tatsächlich – wir bekommen wieder das gleiche Zimmer.

Danach schleppt uns Nicholai in sein Polizeiheim, wo Jürgen und ich ein paar Partien Tischtennis spielen müssen. Danach will er uns unbedingt noch in eine Bar schleppen. Wir verweisen auf unseren dreckigen, nassen und abgekämpften Zustand und vertrösten ihn nach langem Reden auf morgen Abend.

Aber so müde, dass wir nicht mehr in der Lage auf das Ende unserer Tour anzustoßen, sind wir denn doch nicht. Charly und Jürgen besorgen um 23:00 Uhr den dafür nötigen Wodka noch in einem nahegelegenen Magazin. Während Charly die Druckstellen und Blasen an seinen Füßen mit Jod pflegt, stoßen wir auf die vergangenen fünf Tage an. Ist wirklich gut gelaufen. Keine ernsthaften Verletzungen oder Krankheiten und ein Abschluss, den wir uns besser nicht hätten wünschen können. Irgendwie hätten wir das mit dem Geschenk für das Geburtstagskind noch regeln sollen. Na ja, vielleicht ergibt sich morgen noch die Gelegenheit.


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