Eine Unterkunft in "Little Shanghai"  |  Sightseeing in  Magadan mit Marija   |  Mask of Sorrow  |  Fischessen in der Gertnerbucht 

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Panorama von Magadan. Links und rechts sind die Meerarme zu erkennen, die die Stadt einschließen.Bild vergrößert darstellen!

Das erste Haus am Platze will 70 US$ von uns - von jedem - versteht sich! Dafür gibt es dann auch Einzelzimmer. Auf der Bank braucht der Umtausch seine Zeit. Ein winziger Riss und der Schein ist hier nur noch 80% wert. Warum bleibt ein Bankgeheimnis. Das Einfordern einer Erklärung hierfür Volker macht die ziemlich hübsche Bankangestellte recht barsch an endet in dem Satz: "That are our rules!"

Während dieser Bank- und Hotelaktion kommen mehrmals verschiedene Personen auf unseren Bus zu und begrüßen den einen oder anderen der Fahrer selten beide mit der üblichen herzlichen russischen Überschwenglichkeit, so dass man vermuten könnte, die beiden kennen sich nicht so gut, da ja jeder eigene Freunde und Bekannte in Magadan hat. Dann wird der zweite Fahrer abgeholt und verabschiedet sich förmlich ja fast steif vom ersten Fahrer. Wir zahlen den ersten Fahrer aus und verabschieden uns.

Wie gesagt es regnet in Strömen und außer dem schon erwähnten Nepperhotel gibt der Reiseführer nicht viel her. Der Vorschlag, das Zelt im Regen am Pazifikstrand von Magadan aufzubauen, findet keine Mehrheit.
Einem auf uns zu kommenden Mann werfen wir die Worte "gastiniza" und "malinka" (Unterkunft, billig) entgegen. Als wenn er auf nichts anderes gewartet hätte, fordert er uns auf, ihm in das Busbahnhofsgebäude zu folgen. Jürgen und ich gehen mit. Kaum zu glauben
eine Unterkunft genau in unserer Komfortklasse. Leider ist für heute nur noch ein Platz frei, aber morgen sei es kein Problem. 250 Rubel pro Nase und alle in einem Zimmer wie es sich gehört und wie wir es gern haben!

Wir wollen dann wieder zurück zu den anderen, doch unser "Freund" deutet auf sein Auto und nötigt uns fast, einzusteigen. Nachdem wir Volker und Charly zugerufen haben, dass es wohl zu einer potentiellen Unterkunft geht, steigen wir ein. Es geht etwa 1,5 Kilometer durch die Stadt zu einem 6stöckigen Hochhaus. Wir stürmen in das Haus und als wir im fünften Stock ankommen, stehen wir mitten im Baustaub. Unser Fahrer redet auf eine gutgenährte Endfünfzigerin ein, die ihrerseits wild gestikulierend abwinkt. Wir brauchen hier keinerlei Russischkenntnisse um dieser Unterhaltung zu folgen: hier wird gerade renoviert und man ist auf Gäste nicht eingestellt!

Ein junger, leidlich Englisch sprechender Bursche unterbricht seine Arbeit und schaltet sich in das Gespräch ein:" Is not so good for your health," oder etwas ähnliches, verstehen wir. Paperlapapp! Jürgen mogelt sich an der immer noch abweisend gestikulierenden Frau vorbei und geht selbst auf die Suche. "Absolut in Ordnung für uns," meint er, "die renovieren nur den Flur." Irgendwie hat es jedoch den Anschein, als hätte das Wort der Dame das größte Gewicht. Und als ich von unserem Begleiter glaube zu vernehmen, dass er eine weitere Unterkunft für uns in Aussicht hat, ziehen wir ab. Hat er aber nicht, wie sich im Auto herausstellt. So viel Zeit investiert und dann erfolglos zu den beiden anderen zurückkehren ...? Jürgen geht nochmals zurück, um den Leuten klar zu machen, dass dies genau die richtige Unterkunft für uns ist. Und was soll ich sagen; er schafft es! Für 100 Rubel (etwa 3 US $) pro Nase und Tag! 20 Minuten später stehen wir alle vier vor dem Eingang und warten bis der Flur vom Staub befreit ist. Unser freundlicher Helfer nimmt unser Dankeschön in Form einiger Rubel nur unter Androhung körperlicher Gewalt entgegen.

Magadan hat etwa 125.000 Einwohner und wurde erst in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gegründet. Es galt, die Bodenschätze der Kolyma-Region - vor allem Gold - auszubeuten. Heute beherrschen große Plattenbauten (wegen des relativ gemäßigten Klimas ist keine Permafrostbauweise notwendig) und breite Straßen das Stadtbild. Die mächtige, noch nicht fertig gestellte, orthodoxe Kirche mit ihren fünf goldenen Zwiebeltürmen fällt sofort ins Auge. Weitere Kirchen können wir nicht erkennen. Vorher soll hier ein Lenin-Denkmal gestanden haben. Wenn der das wüßte: "Opium fürs Volk" hat er die Kirche genannt. Jetzt siegt sie über sein Lebenswerk.

Die Unterkunft in der Plattenbauetage entspricht in allen Belangen unseren Vorstellungen: einfach, sauber und preiswert! Erst wird mal der Staub der "Knochenstraße" abgeduscht. Danach klopft es an unsere Tür und wir werden gefragt, ob wir einen Tee möchten. Möchten wir – und neben Tee und Kaffee stehen dann noch Schokolade und verschiedene Gebäcksorten auf dem Küchentisch. Falls wir noch irgendwelche Wünsche haben, sollen wir uns doch bitte an Natascha wenden. Natascha, höchstens 20 Jahre alt, tritt vor – mit einem Namensschild an der Bluse. Mehr Service kann man auch im Sheraton nicht verlangen! Und als wenn das alles noch nicht reicht, bittet man uns noch um ein wenig Geduld: Gleich kommt die Dolmetscherin! Sehen wir wirklich so hilflos aus?
Eine halbe Stunde später - es ist jetzt 22:00 Uhr – steht Marija, eine junge hübsche Studentin, bei uns im Zimmer und fragt wie sie uns helfen könne. Marija ist etwa Anfang zwanzig, sieht gut aus und trägt schicke Kleidung: Schuhe mit hohen – nein sehr hohen – Pfennigabsätzen, eine schwarze Hose und eine getigerte Bluse mit einem Ausschnitt, der zum Hinschauen geradezu einlädt.

Womit sie uns jetzt behilflich sein kann, wissen wir gar nicht so genau. Die "Straße" ist bewältigt und Flüge umbuchen oder stornieren brauchen wir jetzt auch nicht mehr. Schließlich ergibt sich im Gespräch, dass wir gerne noch etwas essen möchten. Die Restaurantszene in Magadan ist jedoch nicht so ausgeprägt. Mal eben so zum Italiener oder zum Griechen ist hier nicht drin! Und irgendwas aus einem "Magazin" holen - das wollen wir jetzt auch nicht.
Eine Schaschlikbude - ist die rettende Idee. Aus ihrer Reaktion ersehen wir, dass es so etwas in Magadan gibt. Guter Vorschlag von Jürgen!

Kurze Zeit später sitzen wir mit Marija und ihrem - nennen wir ihn mal Begleiter – im Hinterzimmer eines Schaschlik-Restaurants, das wir ohne ihre Hilfe niemals gefunden hätten. Marija spricht wirklich gut deutsch, obwohl sie noch nie in Deutschland gewesen ist. Ja, wir seien sogar die ersten Deutschen überhaupt, die sie in Magadan getroffen hat. Fast unglaublich! Sie ist in Magadan geboren und studiert hier Philologie.

Unserem Vorschlag, uns morgen ins Museum zu begleiten, steht sie zunächst sehr reserviert gegenüber. Ihr Deutsch sei dafür nicht gut genug, kokettiert sie. Bei Bier und Schaschlik - der Bodyguard trinkt nur Cola - entwickelt sich ein lockeres Gespräch. Wir erfahren, dass unsere Unterkunft in der berüchtigtsten Gegend von Magadan liegt. "Little Shanghai" heißt das Viertel. Das klingt für uns wie ein Adelsschlag. Wahrscheinlich heißt es wegen des nahen Chinesenmarktes so.
Wie oft wir verreisen und ob wir Erich Maria Remarque kennen, fragt sie. Wir wollen wissen, wie lange man im Winter bzw. im Sommer hier im allgemeinen schläft. "Im Sommer schlafe ich viel weniger
– so etwa acht Stunden", bemerkt Marija. Das mit dem Museum geht jetzt doch klar. Morgen um 14:00 Uhr wollen wir uns dort treffen. Als wir aus dem Schaschlikladen herauskommen ist es stockdunkel. Es wirkt ungewohnt für uns, obwohl wir die "weißen Nächte" nur viermal, aber dafür dreimal durchgehend erlebt haben. Magadan liegt eben schon einige Kilometer südlicher als Jakutsk und der bewölkte Himmel verstärkt den Effekt noch.

Samstag, 19. Juli 2003

9:30 Uhr! Über sieben Stunden geschlafen.
Als erstes wollen wir uns heute unsere Tickets nach Wladi
vostok abholen. Die Frage der Dame im Mavial-Büro (Magadan Airlines) nach unserem Hotel können wir nicht sofort beantworten.

Irgendwo in der Ul. Karla Marxa, murmele ich. Volker bringt es auf den Punkt: Es liegt in "Little Shanghai"! Das zeigt Wirkung. Erstaunt verzieht sie ihr Gesicht. Alle weiteren Fragen, unser Hotel betreffend, erübrigen sich. Danach frühstücken wir in einem Café nahe der Kirche. Kaffee, Brot, Butter, Marmelade, Honig und etwas Käse - was der Wortschatz halt so hergibt.

Wir treffen Marija pünktlich um 14:00 Uhr vor dem Museum. Neben einer naturkundlichen Abteilung - einige Tiere der Region sind schön in Szene gesetzt – wird die GULag-Geschichte des Fernen Ostens gezeigt. Wir treffen dort auf zwei weitere deutsch sprechende Personen: eine Studentin und einen Studenten aus Leipzig. Er ist Deutscher und sie ist in St. Petersburg geboren und lebte eine Zeitlang in Magadan. Jetzt sind sie auf Verwandtenbesuch hier.

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Das "Local History Museum" von Magadan bietet im Erdgeschoss Naturkundliches, im Obergeschoss ist die Gulag-Geschichte anschaulich aufgearbeitet.

Wir bekommen von Ihnen den Tipp am morgigen Sonntag in die Gertnerbucht zu den Fischern zu fahren. Dort kann man Fische kaufen und ggf. direkt räuchern lassen. "Das hört sich gut an", meinen wir, und lassen uns den Weg dorthin beschreiben. Als wir dies später Marija erzählen, rümpft sie leicht angewidert die Nase. Die Fische dort sind nicht sauber, fügt sie noch hinzu. Damit hat sich unsere in Erwägung gezogene Einladung zum Fischessen am Pazifikstrand bereits erledigt.

Marija und das Mädel aus St. Petersburg könnten gegensätzlicher kaum sein – das betrifft Typ und Kleidung gleichermaßen. Marija, eher elegant, zurückhaltend und auf Etikette bedacht – die St. Petersburgerin, eher alternativ gekleidet, kann man sich auch als Aktivistin auf einem Greenpeace-Schiff vorstellen. Sie würde unsere Einladung sicherlich annehmen - oder zumindest nicht wegen der dreckigen Fische ablehnen.
Nach dem interessanten 2 ½-stündigen Museumsbesuch fahren wir mit dem Taxi zum Denkmal "Mask of Sorrow" auf einem nahe gelegenen Hügel. Die e
twa 15 Meter hohe und 6 x 6 Meter breite Betonskulptur gedenkt derer, die in den Gulags ihr Leben ließen. Es ist bewölkt, leicht windig und kühl.

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Die "Mask of Sorrow" blickt von einem Hügel auf die gesamte Bucht von Magadan und erinnert eindrucksvoll an die Opfer der Gulagzeit.

Danach klappern wir auf Wunsch eines Reiseteilnehmers (Jürgen) ein paar CD-Läden ab. Wir suchen eine CD mit dem russischen Ohrwurm, der uns im "Kastenbrot" auf dem Kolyma Highway das Trommelfell malträtierte. Im dritten Laden haben wir dank Marijas Hilfe endlich Erfolg.

Die Verabschiedung von Marija fällt dann etwas abrupt aus. Sie müsse um 18:00 Uhr noch arbeiten und morgen wahrscheinlich auch. Wir verbleiben so, dass wir sie morgen anrufen. Ihre Adresse schreibt sie uns noch auf.
Die Jungs rödeln voll auf. Jürgen macht seinen Flachmann voll. Die drei wollen runter und "Little Shanghai" bei Dämmerung betrachten, respektive eine rauchen und einen Pasachock trinken. Ich schaue wehmütig aus meinem Schlafsack zu, wie Jürgen routiniert den Wodka aus der Glasflasche in seinen Edelstahlbehälter umfüllt. Ich fühle mich etwas mickrig
fröstele leicht - der Kopf ist etwas heiss und mit der Verdauung ..... na ja, heute morgen war es jedenfalls besser.

Die Hochs und Tiefs auf dieser Reise sind schon recht ausgeprägt. Ich hoffe inständig, dass mich nicht auch noch ein Krankheitstief außer Gefecht setzt. Ich muss jetzt wirklich Schluss machen mit der Schreiberei - mir dröhnt echt der Kopf. Die drei werden schon nicht shanghait werden. Obwohl - wir sind ja in einer Hafenstadt.

Sonntag, 20. Juli 2003

Diskutieren beim Frühstück in der Küche nochmals die gestrigen Erlebnisse mit Marija. Unter anderem stellen wir fest, dass wir uns die ganze Zeit gesiezt haben. Wir nehmen uns vor, dieses Thema nochmals anzusprechen; vorausgesetzt, dass wir Marija nochmals treffen.
Die Schuhmode in Jakutien und Magadan steht im krassen Gegensatz zum Zustand der Straßen hier. Streng genommen dürften die hier nur Wanderschuhe tragen. In diesem Zusammenhang merkt Volker an, dass die Dellen im Parkett des Museumsbodens von den Stöckelschuhen stammen. Worauf der alles achtet! Auch die Kleidung der Frauen im Fernen Osten Rus
slands überrascht! Solche luftigen – um nicht zu sagen gewagten Kreationen – haben wir in dieser Ecke der Welt nicht erwartet. Nun ja, auch hier ist Sommer und auch hier gibt es schöne Frauen.

Wir haben uns entschieden, dem Vorschlag des Mädels aus St. Petersburg zu folgen und die Gertnerbucht zu besuchen. Falls es mit den Fischen wider Erwarten doch nichts werden sollte, wappnen wir uns mit allem, was wir noch in unserem Gepäck haben: Die gesamten Pfannkuchenutensilien (Trockenei, Schnellmehl, Zucker), Tütensuppen und Müsliriegel wandern in unser Daypack. An der Bushaltestelle beobachten wir das sonntägliche Treiben. Viele Leute fahren auf ihre Datscha etwas außerhalb der Stadt. Die Stielhacke oder der Spaten werden unfallsicher in Stoff oder Papier gehüllt. Fast zwei Stunden warten wir an der Haltestelle! Angesteckt von der Magadaner Sonntagslethargie? Punkt 12:22 Uhr kommt dann der Bus – genau wie im Museum ins Büchlein notiert, man muss nur hineinschauen. Mit dem alten klapprigen Gefährt geht es dann Richtung Ochotskisches Meer. In der Bucht ist richtig was los. Im Abstand von 60 bis 70 Metern sind etwa 10 bis 15 Meter lange Netze ausgelegt. Sie werden mit kleinen Schwimmern an der Oberfläche gehalten (ähnlich einer Bahnabtrennung im Schwimmbad). Die Netze reichen bis ans Ufer und sind dort verankert. Die Fischer hangeln sich in kleinen Schlauchbooten entlang der Netze und sammeln die Fische ein. Schätzungsweise sind 25 bis 30 Netze in der ganzen Bucht ausgelegt.

Wir marschieren am Strand entlang und dann weiter auf der felsigen Seite der Bucht. Es scheint eine beliebte Sonntagsbeschäftigung zu sein, die Fische direkt an Ort und Stelle zuzubereiten. Zum Teil nicht mal ausgenommen bruzzeln die lachsartigen 50 bis 70 cm langen Fische auf dem Rost. Daneben köchelt ein großer Topf mit Fischköpfen vor sich hin. Familien mit Kindern und Gruppen von jungen Leuten picknicken am Strand und auf den Felsen.

Wir stellen mit Erstaunen fest, dass wir für unsere Pfannkuckenbackaktion gar kein Wasser mitgenommen haben; und mit dem Salzwasser aus der Bucht wollen wir es dann doch nicht versuchen. "Was haltet ihr denn von einem kleinen Fischlein?" werfe ich ein, als wir den Fischern zusehen, wie sie die Fische geradezu ernten. Volker kann gar nicht glauben, wie viele Fische hier in so kurzer Zeit aus der Bucht gezogen werden. Nun ja, wahre Jubelstürme löst mein Vorschlag nicht gerade aus, aber man ist durchaus bereit, mich gewähren zu lassen. Getreu dem Motto: Wenn de Jung singe Spaß dran hätt!

Für eine Fischmahlzeit fehlen uns noch einige unverzichtbare Zutaten. So findet Volkers Vorschlag, dass er und Jürgen losgehen um das Notwendige zu besorgen und Charly und ich uns um den Fisch kümmern sollen, allseits Zustimmung. Die Zwei fahren also mit dem Bus einige Stationen zurück und stehen gut anderthalb Stunden später mit Piwo, Chleb und Wodka wieder auf der Matte. Diese Zeit reicht natürlich aus, um von den Fischern ein etwa 50 cm langes Exemplar zu erstehen. 50 Rubel (1,65 €) bezahlen wir für das Fischlein. Ich muss wirklich mehrfach "njet" sagen, denn die Jungs wollen mir unbedingt gleich mehrere Fische verkaufen.
Also dreckig sehen sie nun wirklich nicht aus – die Fische – eher schon die Fischer. Vielleicht hat Marija das ja nur verwechselt.
Jetzt m
üssen wir erstmal einen geeigneten Stein finden, auf dem der Fisch ausgenommen und filetiert werden kann. Den Fischkopp kochen und das Vieh unausgenommen auf ein rostiges Stück Drahtgeflecht legen, das hier am Strand herumliegt, ist unsere Sache nicht. Also erfolgt die Zubereitung auf deutsche Art: Der Fisch wird ausgenommen und in pfannengerechte Stücke filetiert! Die Würze erfolgt jedoch nach klassischer Magadaner Art: Wodka, Salz und Jürgens Spezialgewürz gut vermengen und darin die Filetstücke marinieren. Dass sich die Stücke dann in der Pfanne in eine Art Fischragout verwandeln, tut dem Geschmack keinerlei Abbruch. Der Fisch ist eine Art Lachs – wahrscheinlich Stint – mit rosafarbenem Fleisch und sehr kleinen Schuppen.

IMGP1536k.JPG (12367 Byte) Klicken zum Vergrößern!. Danach mit "Zurück"-Taste wieder zum TextBild vergrößert darstellen!

Ein frischer Fisch aus den Wogen des Ochotskischen Meeres, das hier das Ende eines Kontinents markiert. Wir haben unser Ziel erreicht, dieses Ende auf dem einzigen Landweg erreicht zu haben....

Nacheinander löffelt jeder seine Fischpfanne leer, dazu ein Bier und diesmal ein kräftiger Schluck Wodka, was will man mehr – am letzten Tag in Magadan! Jürgen kommentiert dies folgendermaßen:

Ja – und auch diesmal hat Norres dafür gesorgt, dass etwas Ordentliches auf den Stein kommt.
Wie bereits erwähnt - frischer Fisch in einer herrlichen Soße, eine Dose kaltes Bier, ein ordentlicher Schluck aus der Wodkapulle und ein Zigarettchen - und das alles bei zwar kaltem aber trockenem Wetter am Strand des Pazifiks mit den Freunden. Das hat was, das man mit Geld nicht kaufen kann!

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... In einer stillen Minute versuchen unsere Gedanken die Wogen zu durchdringen und ganz weit in der Ferne an der Küste von Alaska anzulanden.

So gegen halb Fünf fahren wir mit dem Bus wieder zurück in die Stadt. Ein Abstecher in den Hafen von Magadan viel ist dort nicht los - und ein Versuch von Volker, mit einer russischen Telefonkarte nach Deutschland zu telefonieren, runden unseren Sonntagsstreifzug ab. Auf dem Weg in unser "Hotel" ersteht Volker noch eine kleine Torte sozusagen als Kontrapunkt zu unserer Fischorgie. Um 21:00 Uhr sind wir zurück allerhöchste Zeit, um Marija nochmals anzurufen. Das hätten wir eigentlich schon früher machen sollen.
Charly eröffnet das Gespräch am Telefon mit den Worten:
"Na, wie geht es Dir?" Kein schlechter Versuch, dass muss man ihm lassen. Aber ich nehme es vorweg – leider nicht von Erfolg gekrönt. Aber der Reihe nach. Marija soll uns heute noch bei unserem Vorhaben unterstützen, den Leuten hier vorzuschlagen, diese Unterkunft lobend in einem Reiseführer erwähnen zu lassen. Wir denken da an den "Sibirian BAM Guide", der bezüglich der Hotelangaben für Magadan etwas schwach auf der Brust ist.

Als wir schon gar nicht mehr mit ihr rechnen, steht Marija so gegen 23:00 Uhr bei uns im Zimmer - fein herausgeputzt! Die Zeitangaben von Charly, der eine halbe Stunde erwähnte, kamen uns gleich suspekt vor. Anderthalb Stunden sind da schon realistischer. Charly greift sofort die Diskussion um das "Du" und das "Sie" wieder auf. Wir erklären ihr, dass wir als die Älteren es versäumt haben, ihr das "Du" anzubieten. Und das wollen wir jetzt richtig stellen und nachholen. Sie schaut kurz verdutzt von einem zum anderen und setzt dann mit einem süffisanten Lächeln zu folgender Formulierung an: "Also Sie können mich ruhig duzen (gemeint sind wir vier) aber ich werde weiterhin "Sie" zu Ihnen sagen!" Sie begründet es einfach mit dem Altersunterschied. Nun ja, das ist eindeutig – da müssen wir wohl an unserer Optik arbeiten! Also ich wette drei Kisten Cola light, dass Charly bei der Ticketlady von der Raketa mehr Erfolg gehabt hätte – mit dem "Du" meine ich! Wahrscheinlich hätten wir dort schon nach zwei Wodka alle Bruderschaft getrunken.

In der Küche wird gegen Mitternacht bei Tee, Kaffee und Wodka der Kuchen verspeist. Ein kleines Wurststückchen, glaube ich, liegt auch noch auf dem Tisch.
Keiner weiß, wie lange wir in No
wosibirsk Aufenthalt haben werden. Charly beklagt sich mit Recht über unsere Unwissenheit. "Ja, lest Ihr denn meine Tourplanung nicht?!"

Montag, 21. Juli 2003

Nudeln, Knoblauch, Haribo und zwei chinesische Gasflaschen überlassen wir unseren Gastgebern. Nach einer Tasse Kaffee marschieren wir zum Busbahnhof. Die Busfahrt zum Flughafen und das Einchecken nach Wladivostok verlaufen problemlos. Zum Abschluss verspeisen wir noch ein paar Stücke geräucherten Fisch in der Wartehalle. Als wir langsam zum Flugzeug schlendern, werden wir doch noch von einem Uniformierten angehalten. Wir müssen ihm in ein Hinterzimmer folgen, wo die Jungs mal wieder irgendein, uns wohl fehlendes, Stempelchen anmahnen. Wir zücken lediglich unsere Flugtickets und nachdem sich ein Drei-Sterne-Mann alles aufmerksam angeschaut hat, dürfen wir gehen. Was genau die jetzt sehen wollten, wissen wir immer noch nicht.

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