Seligman  |  Truxton  |  Kingman  |  Hoover Dam  |  Boulder City  |

Sonntag, 21. Mai 2000

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Die "Mutter aller Straßen" führt 2448 Meilen von Chicago in den goldenen Westen nach Los Angeles. Schon wenige Jahre nach der Fertigstellung des ersten transkontinentalen Highways im Jahr 1926 entwickelte sich die Route 66 zum Mythos.
1984 war die Route 66 dann durch moderne Interstate-Straßen ersetzt . Die legendäre Strecke, die noch quer durch viele Orte führte, wurde sich selbst überlassen.  Aber der Mythos  lebt weiter.

Wir wollen um 07:00 Uhr on the road sein. Erst die good old Route 66 und am Nachmittag der Hoover Dam stehen auf dem Programm. Für Motorradfahrer ist es lausig kalt! Gut, die Temperatur liegt deutlich im Plus-Bereich. Aber bei 6 bis 8° C und 55 mph wird die Nase ganz schön kalt! Die Zeit vergeht schnell, denn die alte Route 66 und ihre beinahe "stillgelegte" Umgebung gefallen uns sehr gut und entschädigen voll für die lausigen Temperaturen. Heute ist der letzte volle Tag mit den Maschinen; morgen um 11:00 Uhr müssen wir wieder in Vegas sein. Also los, get your kicks on Route 66! Charly fordert mich auf, einige Eindrücke auf der Harley zu schildern: Musik, Wummern, Landschaft und so!

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Die Sonne ist aufgegangen und entfaltet langsam ihre Kraft. Die Sonne im Rücken geht es nach Westen auf der Route 66. Es fährt sich sehr angenehm   die Farben der Landschaft erfreuen das Auge. Ja, die Landschaft: Leicht welliges Hügelland, bewachsen mit mannshohen Büschen, so weit das Auge reicht. Wir gleiten mit knapp 2000 Touren und 50 mph über die leere Straße. Das leichte Wummern wird durch die Songs der Stones übertönt. Mit "Honky tonk woman" und "Under my thumb" im Ohr, läßt es sich noch lässiger durch die Kurven schwingen (obwohl, viele Kurven gab es nicht!).

Nach dem Frühstück in einem Café in Seligman sitze ich bei passender Musik vor einem Nippes-Shop auf der Veranda. Volker und Brigitte durchstöbern den Laden nach etwas Mitnehmenswertem. Vor dem Laden steht ein pinkfarbener Ford Edsel. Volker dichtet der Bedienung (sie ist in den "besten" Jahren) eine Lebensgeschichte an, die sich auch in Wirklichkeit so abgespielt haben könnte:
"Die ist bestimmt hier hängengeblieben, als das Leben – sprich der Verkehr – noch komplett über die Route 66 pulsierte. Hielt hier zufällig mit ihren Eltern. Ein pubertärer Streit mit diesen veranlasste sie einfach hier zu bleiben. Sie heiratete den Tankwart und war glücklich – zumindest bis der neue Highway gebaut wurde."

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Seligman – hier wird die Erinnerung an vergangene Zeiten noch wach gehalten: Coffeeshops, Andenkenläden und allerlei Kuriositäten. Schön drappiert steht ein Wasserclosett auf dem Hof und ein Weihnachtsmann spielt mit einer Klapperschlange.Übrigens 60 % der Besucher des Andenkenladens in Seligman sollen Deutsche sein – kaum zu glauben!
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In Truxton trinken wir im Frontier-Café der drei Mädels aus Oklahoma (sie sind schon seit geraumer Zeit hier ansässig) eine Cola und bewundern ihre Colaflaschensammlung hinter der Theke: Ein paar alte Flaschen auf einem Schrank!

Das Thermometer der Harley zeigt über 100° Fahrenheit, der Fahrtwind kühlt nicht mehr und der Feuchtegrad unter meinen Lederklamotten steigt. Je näher wir in dem Hoover Dam kommen, desto höher steigt die Temperatur. Der Zeiger ist jetzt fast am Anschlag: 120° F! Apropos Zeiger – stellen auf der Straße zum Hoover Dam fest, dass der Sprit wohl nicht bis dahin reicht und es wahrscheinlich zuvor keine Tankstelle mehr gibt. Ein Einheimischer, den wir auf einer Straße anhalten, weist uns dann doch noch den Weg zu einer Tankstelle, die etwa 5 Meilen abseits des Highway liegen soll. Ein gefährliches Unterfangen, denn insgesamt beträgt die Strecke bis zur Tankstelle noch 15 Meilen und laut Volkers Diagnose schaffen wir diese Strecke nur mit äußerster Not. Das Wagnis besteht darin, dass Volkers Maschine keinen Reservetank hat und wir schlimmstenfalls die letzten Meilen schieben müssen.
Auf dem Weg zurück zum Highway fährt Charly Volker noch auf das Schutzblech. Er hört nur, dass Volker anfährt, schaut jedoch in die andere Richtung und brettert los. Zu dumm, Volker steht nämlich noch! Klassischer Fehler! Aber, um es kurz zu machen, Fortuna ist uns hold und wir kommen unbeschadet zur Tankstelle.

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Weiter geht´s Richtung Kingman – Volker hat glücklicherweise im Radio den "Route 66-Sender" gefunden: Alles Oldies zum Mitsingen!

Wie schon erwähnt: 120° Fahrenheit (48° C) sind das eine, noch dazu stehender Verkehr das andere.
Man zerfließt förmlich unter dem Helm!!! Stau am Hoover Dam – der sonntägliche Ausflugsverkehr gepaart mit hohem Lkw-Aufkommen lässt nur ein stop-and-go zu. Das ist mit den Harleys auf abschüssiger, schräger Straße gar nicht so einfach, wie uns die beiden Fahrer einvernehmlich erklären!

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Wir sind zwar etwas knapp dran, aber für eine Führung im Hoover Dam reicht es noch.

Tagesetappe: 235 Meilen!

Sitzen jetzt am Pool unseres Motels in Boulder City und laben uns an frischem Orangensaft, Cola und Joghurt. Nach der heutigen Hitzetour mehr als verdient. Das war ein Tag mit extremer Temperaturdifferenz. Losgefahren bei etwa 6 bis 8° C und am Ende waren es fast 120° F ( entspricht etwa 49° C)!!!
Tja, das ist der Westen – und der forderte ja bekanntlich schon immer ganze Männer und harte Mädels.


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