F A Z I T

Von Charly:
Eine weitere Reise in die Weiten des sibirischen Nordens ist zu Ende. Auch sie war wieder mit allerlei Unwägbarkeiten gespickt: Wie und wo bekommen wir vor Ort unsere Informationen? – Ist die Strecke zu begehen oder gar zu befahren? – Wann müssen wir umkehren? – Wieviel
e Lebensmittel und wieviel Wasser müssen wir mitschleppen?
Was uns im Gegensatz zum letzten Jahr erspart blieb, war der absolute Zwang eine bestimmte Strecke zurücklegen zu müssen – die möglicherweise unüberwindbar oder in der uns zur Verfügung stehenden Zeit nicht zu schaffen ist. Somit konnten wir aus allen Alternativen wählen, ohne befürchten zu müssen, dass wir mit der gewählten Entscheidung einen kapitalen Fehler machen (was natürlich auch einen Teil der Spannung nimmt).
Das erleichtert auch den Umgang mit dem einzigen Schwachpunkt der Reise – dem Wetter! Wir konnten beruhigt noch einen Tag auf besseres Wetter warten, ohne in Zeitnot zu geraten. Zeit hatten wir, im Gegensatz zu unseren letzten Touren, diesmal genug.
Später stellte sich heraus, dass das Wetter auch einen Vorteil hatte. Man kann sich kein besseres Wetter vorstellen um weniger Flüssigkeit zu benötigen. Es war so nass, dass über die Haut kein Schweiß verdunstete. Es war nicht so kalt, dass die Lunge die Atemluft (zwangsläufig) anfeuchtete; aber es war gerade so kalt, dass man nicht ins Schwitzen kam. Daher verspürten wir auch niemals das Bedürfnis unbedingt zu duschen.
Die Draisine, die wir auf der Baikal-Bahn so verbissen gesucht haben, haben wir hier gleich zweimal gefunden. Leider ist der Gleiskörper im Laufe der Jahre so heruntergekommen, dass eine Draisinenfahrt auch diesmal ausfallen musste.

Von Jürgen:
Man kann natürlich geteilter Meinung über das Wetter sein. Aber ich denke, besser so wie wir es erlebt haben, als sonnige 20°C und Myriaden von Mücken. Das Schwitzen und das damit verbundene unangenehme Riechen will ich besser gar nicht erwähnen! Die Temperaturen waren schon in Ordnung. Der Regen hätte sich auf die Nacht beschränken können, doch da muss man durch. Aber Regen = dunkel = grau, das drückt automatisch auf die Stimmung. Wir haben uns zwar wieder uneingeschränkt gut verstanden, aber es gab weniger lockere Sprüche und aufheiternde Bemerkungen als sonst.
Erwähnen möchte ich noch, dass wir leider von der reichlich zur Verfügung stehenden Zeit, einige Tage abwettern mussten. Zwei oder drei länger in der Tundra hatten uns sicher nicht geschadet. Aber die Begegnungen und Erlebnisse haben uns mehr als nur entschädigt. Kurz gesagt: Es hat sich wieder einmal gelohnt nach Russland zu fahren.

Von Norres:
Charlys und Jürgens Ausführungen habe ich nur wenig hinzuzufügen: Das von Jürgen als Abwettern bezeichnete Verweilen in Nadym, gestaltete sich dank Maria doch recht kurzweilig. War es Bestimmung oder einfach nur Glück, sie getroffen zu haben? Solches Glück hatten wir auf unseren Reisen jedoch schon häufig. So gab es in Nadym beispielsweise viele Parallelen zu unserem letztjährigen Aufenthalt in Magadan. Auch dort gestaltete sich unser Aufenthalt dank einer Maria kurzweilig. Gut, eine Diskussion über das "Du" und das "Sie" mussten wir mit Maria aus Nadym nicht führen. Woran das wohl gelegen hat???


Übersicht der Reise Die Geschichte der Polarbahn

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