Die Karte zeigt die
geographischen Umrisse von Russland, seine Gewässer und seine Nachbarstaaten. Der
Schwerpunkt dieser Karte liegt jedoch auf den Hauptzugverbindungen, die als die legendäre
Transsibirische Eisenbahn (abgekürzt: Transib) bezeichnet werden.
Die erste zusammenhängende Strecke führte von Moskau über die nördliche Route via
Ekaterinburg nach Omsk. Von dort weiter bis zum Baikalsee, welcher mit Fähren (eine für
die Passagiere, eine für die Waggons) überquert wurde. Weiter ging es bis Cita. Kurz
hinter Cita führte die Strecke über chinesisches Territorium, um via Harbin auf dem
kürzesten Weg zum eisfreien Hafen von Vladivostok (Vladivostok liegt auf der Höhe von
Pisa) zu gelangen. Die Arbeiten für diese erste durchgehende Strecke wurden im Juni 1901
weitestgehend abgeschlossen. Der Probebetrieb konnte beginnen. Dieser zögerte sich jedoch
wegen des Boxeraufstandes in China soweit hinaus, dass der reguläre Betrieb erst am 1.
Juli 1903 (nach altem julianischen Kalender) aufgenommen werden konnte.
Diese erste Strecke wurde mit Hochdruck fertiggestellt. Die beim Bau eingegangenen
Kompromisse und Konzessionen sollten später beseitigt werden:
Als erstes Nadelöhr wurde - während des Kriegs gegen Japan - die Fährverbindung über
den Baikalsee umgangen. Dies geschah mittels einer aufwendigen Trassenführung, der
Baikal-Bahn (siehe Goldene Schnalle), die ab 1905
zunächst eingleisig, südlich um den See herumgeführt wurde.
Der zweiten Kompromiss den man beseitigen wollte, war die Ostchinesische-Bahn, ebenjener
Eisenbahnkorridor der durch die Mandschurei ging und den man mit der damaligen schwachen
chinesischen Führung günstig ausgehandelt hatte. Rußland hatte zunächst diese 700 km
kürzere Strecke der alternativen Amur-Strecke vorgezogen. Gründe hierfür waren der
Permafrostboden und die erheblich aufwendigere Trassenführung der Amur-Bahn. Man war sich
jedoch bewußt, dass dies aus strategischen Gründen keine Dauerlösung war. Nach dem
verlorenen Krieg gegen Japan begann man schon 1908, entlang des nördlichen Amur-Ufers,
diesmal auf rein russischem Gebiet, diese schwierige Strecke zu bauen. Und siehe da, es
lohnte sich! 1931 besetzte Japan die Mandschurei und die Transib wäre ohne die Amur-Bahn
unterbrochen gewesen.
In den nächsten Jahren und Jahrzehnten kamen Parallel- und Stichstrecken hinzu. Die
nennenswertesten sind die Transmongolische-Bahn, die ab 1955 via Ulan-Bator nach Peking
führte sowie die BAM (Baikal-Amur-Magistrale), die mit 3145 km als letzter großer
Teilabschnitt 1985 provisorisch und 1991 endgültig in Betrieb genommen wurde. Sie
verläuft nördlich des Baikalsees via Komsomol´sk bis zum Pazifik. Grund für den Bau
dieses aufwendigen Abschnitts waren zum einen die in dieser Gegend vermuteten
Bodenschätze und zum anderen die Entschärfung der strategischen Abhängigkeit von der
Amur-Bahn. Diese konnte bei einer Ausweitung der chinesisch-russischen Grenzstreitigkeiten
schnell in feindliche Hände fallen.
Versuche weit nördlich der Transib die sogenannte Polar-Bahn zu bauen (in der Karte nicht
eingezeichnet) sind nie vollständig realisiert worden. Teilstücke von Moskau nach
Salekhard (jedoch ohne die Brücke über den gewaltigen Ob) und das kurze Stück von
Dudinka nach, Norilsk sind zwar fertig gestellt worden, aber die
Gesamtaufwendungen sind so enorm, dass zu bezweifeln ist, ob dieser Traum je Realität
wird.