Dienstag, 10. September 2002

Orchontal  |  Karakorum  |  Kloster Erdene Zuu  |  Tsetserleg  |  11. September 2002  |  See Terchijn Tsagaan Nuur   |  Chorgo-Vulkan 

Die erste Frostnacht! Jürgen hebt den Zeltboden beim Abbau an. "Hier seht mal – der blanke Frost – los mach ein Photo!" Und wirklich, der gesamte Boden ist mit einer Reifschicht überzogen. Die Zeltstangen sind ebenfalls sehr kalt. Kurz vorm Klebenbleiben – ha ha! Baira ist auch schon dabei sich und den Wagen für die Weiterfahrt vorzubereiten. Er hat selbstverständlich im Auto übernachtet. Es ist halb acht – ohne Frühstück fahren wir weiter Richtung Karakorum (Char Chorin) der alten Hauptstadt, von der allerdings nicht mehr viel zu sehen sein soll. Nur für den Hund, der uns gestern Abend nicht von der Seite wich, gibt es ein Stück Wurst. Langsam beginnt die Sonne zu wärmen und wir können uns unserer Jacken entledigen. Die Grassteppe ist hier ein wenig grüner – wir sind jetzt im Orchontal. Der Orchon ist mit 1124 Kilometern einer der längsten Flüsse in der Mongolei. Er mündet in die Selenge, den größten Zufluss des Baikals. Daraus entspringt die die Angara, die in den Jenissei mündet und von dort ist es dann nur noch eine "kurze" Bootsfahrt bis Dudinka. Das Autostraßensystem mag ja in Sibirien etwas unterentwickelt sein, aber die Wasserstraßen sind schon beeindruckend. In der Nähe von Karakorum sehen wir erstmals spärlich bewaldete Berge. Als wir unter den vielen Herden auch eine Kamelherde ausmachen, biegt Baira ab und nähert sich den Tieren. Scheu kennen die anscheinend nicht – sie lassen uns bis auf wenige Meter herankommen. Vielleicht liegt es ja an Jürgens Cameljacke. Im Kloster Erdene Zuu dann der erste größere Fauxpas der Reise – und der geht zu 100 % auf meine Kappe! Meine Kamera hat nicht transportiert – kein einziges Bild – von Anfang an!

Jürgen behält sich vor, das zu gegebener Zeit zu kommentieren. Im Moment registriert er es nur stumm. Echt ärgerlich! Wahrscheinlich müssen wir doch auf Volkers PowerPoint-Präsentation zurückgreifen. Volker testet auf dieser Reise nämlich seine neue Digitalkamera. Ebenso groß wie meine Minox sind mit dem Ding erstaunliche Sachen möglich. Unter anderem Filmsequenzen mit bis zu 30 Sekunden Länge. Über 3 Megapixel Auflösung. Da werden wir einige Tests bzw. Vergleiche zu herkömmlicher Technik machen, zumal es wohl auch möglich ist, von den Digitalaufnahmen Dias zu machen.

Das Kloster Erdene Zuu

Das Kloster Erdene Zuu ist von einer 400 x 400 m langen Mauer mit 108 Stupas umgeben

Die Stadt Karakorum wäre als Ausflugsziel nicht erwähnenswert, gäbe es dort nicht Erdene Zuu. Es ist ein Kloster, umrahmt von einer 400 x 400 Meter langen Mauer mit 108 Stupas. Ich meine mich zu erinnern, dass diese Zahl irgendeine Bedeutung im Buddhismus hat. Im Inneren der Anlage stehen noch 3 Tempel. Einer davon im tibetischen Stil mit den leicht trapezförmigen Fenstern, die beiden anderen im chinesischen Stil. Dazu mehr und auch ein paar Worte zur Historie des Klosters wird sich Charly sicher vorbehalten:

Das Kloster in der jetzigen Form entstand zwischen 1554 und 1588. Es wurde auf den Trümmern einer Vorgängeranlage erbaut, die aus dem 7. Jahrhundert stammte. Damals hatte der regierende Khan den III. Dalai Lama in Lhasa aufsuchen lassen um dessen Segen für den Bau des Klosters zu bekommen. Aus Tibet kamen dann auch tatsächlich zwei hochrangige lamaistische Würdenträger um beim Aufbau zu helfen. Jahrhunderte lang sollen hier bis zu 10.000 Lamas gelebt haben, bis das Kloster im Verlauf der Kriege mit den mandschurischen Besatzern (heute ist die Mandschurei nur noch eine Landstrich wie zum Beispiel das Frankenland) schwer beschädigt wurde. Wieder aufgebaut um 1760, 1796, 1808 und 1814 repariert bzw. rekonstruiert. Die stalinistische Säuberung reichte auch bis hierher und so wurde das Kloster bis auf wenige Gebäude, die 1941 als Museum eingerichtet wurden (das den volkswirtschaftlichen Unsinn des Klerus darstellen sollte), zerstört. Allein die Verbrennung der umfangreichen Bestände der Klosterbibliothek soll nach Augenzeugen über einen Monat gedauert haben. Die Lamas mussten Ihre Klöster verlassen und eine weltliche Arbeit annehmen. Wer das nicht tat, wurde umgebracht. Die kommunistischen Machthaber waren bemüht, eine Art Nachfolge der Lamas anzutreten und den Marxismus-Leninismus der zutiefst gläubigen Bevölkerung als Ersatzreligion anzubieten, in deren Mittelpunkt die Verheißung auf ein besseres Leben noch im Diesseits stand.
Heute finden wieder religiöse Zeremonien in den drei noch stehenden Tempeln statt. Sie werden von 46 Lamas durchgeführt. Vor allem sachverständiges Personal in Sachen Restauration fehlt, um das wenige, was das Kloster mittels des Tourismus einnimmt (10.000 bis 20.000 $ pro Jahr) auch sinnvoll einzusetzen.

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Im Inneren der Anlage stehen noch 3 Tempel. Einer im tibetischen Stil mit leicht trapezförmigen Fenstern, die beiden anderen im chinesischen Stil Frühstück vor der Klostermauer

Umlagert von mehreren Hunden beginnen wir mit der Frühstücksprozedur vor den Toren des Klosters. Kaffee für uns und Tee für den Fahrer. Danach Eier mit Speck und Jürgens Vitamintrunk. Ich brauche das ja gar nicht mehr zu schreiben, es wiederholt sich ja eh täglich. Volker kommandiert mich zum Schreiben ab, als ich unschlüssig um die dreckige Eierpfanne schleiche. Wenn ich mich jetzt auf den Beifahrersitz setze und schreibe, weiß der Fahrer wer der Chef ist, gebe ich zu bedenken! Schwärme von Graureihern kreisen über uns. Wir rätseln, ob sie sich sammeln, um irgendwo nach Süden zu ziehen. Unser Radau, um die Hunde zu verjagen, bewirkt genau das Gegenteil. Im Nu verdoppelt sich die Anzahl der Vierbeiner um unsere Kochstelle. Aber sie sind in keinster Weise aggressiv. Ein Schmankerl zum Abschied ist ihnen sicher.

Über staubige unasphaltierte Pisten fahren wir weiter in Richtung Tsetzerleg. Es gibt viele kleine, und wie es aussieht, auch dauerhafte Jurtensiedlungen entlang der Piste. Eine 60 bis 70 köpfige Pferdeherde veranlasst Baira darauf zuzuhalten. Die Pferde gehören einer Familie mit zwei kleinen Kindern. Wir werden in die Jurte gebeten. Kaum sitzen wir auf einer niedrigen Liege links des Eingangs, bekommen wir aus einer großen Tasse Airag serviert. Vergorene, leicht säuerlich bis ranzig schmeckende, kalte Stutenmilch. Wir probieren tapfer. Im Reiseführer schreiben sie, dass selbst die Mongolen zu Beginn der Airagsaison Schwierigkeiten mit dem Magen haben. Kurzes Schlucken bei Volker und Charly. Charlys Bitte, ein Foto machen zu dürfen, artet in eine wahre Fotosession aus. Zumal Volker mit seiner Digitalkamera in das Geschehen eingreift. Lautes Gelächter bei unserem Gastgeber, als Volker ein gerade gemachtes Foto auf dem Display herumzeigt. Der Jurtenherr zerrt seine Frau geradezu vor die Kamera. Viele Leute mit Videokamera können noch nicht hier gewesen sein, bemerkt Volker später. Als wir die Jurte wieder verlassen, überreichen wir ein paar Gastgeschenke.

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In der Jurte einer mongolischen Pferdezüchterfamilie

Dadurch angeregt oder weil sowieso geplant war, die Stuten zu melken, werden wir gebeten, mit zu den Pferden zu kommen. Ein Kind bleibt in der Jurte zurück, das andere wird in der Nähe der Pferde auf dem Boden abgesetzt. Melken ist Frauensache! Um die Stuten zu melken, wird zunächst ein Fohlen zur Stute geführt um den Milchreiz auszulösen. Die Fohlen sind tagsüber angebunden. Kurze Zeit später wird es weggezogen und die Stute wird gemolken. Derweil wir das eine oder andere Fohlen halten, macht sich unser Gastgeber daran, mittels einer langen Holzstange mit Schlinge ein Pferd einzufangen. Für wen fängt er denn jetzt ein Pferd ein? Ein kurzer Blick zwischen uns genügt. Natürlich für Jürgen – unseren Kirgisen! Flugs wird das Pferd gesattelt und Jürgen sitzt auf. Dann noch die traditionelle Stange und fertig ist das Bild vom mongolischen Reiter. Sowohl Jürgen als auch das Pferd machen eine gute Figur. Eine halbe Runde um die Herde und wieder zurück. Er hat das einfach drauf. Ohne jegliche Hilfe fängt er sogar eine trächtige Stute ein. Jeder von uns Dreien, der sich jetzt noch auf einen Gaul setzen würde, sähe unweigerlich alt aus. Charly würde mit seinen langen Beinen eher an Sancho Pansa auf dem Maultier erinnern, denn dem Ideal eines Steppenreiters nahekommen. Nein, Nein! Jürgen ist da schon der Richtige.

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Pferd wie Reiter: Klein, zäh und ausdauernd!

Nach knapp einer Stunde sind die beiden Zinkeimer voll. Die Milch wird in eine große Plastiktonne geschüttet und mit einem großen kreuzförmigen Holzstampfer geschlagen. Nachher im Auto nehmen wir alle zur Desinfektion einen ordentlichen Schluck Wodka und nach knapp zwei Stunden sind wir wieder unterwegs. Zuvor füllt sich unser Fahrer noch eine Flasche Airag ab. Eine schöne Fahrtunterbrechung – trotzdem wollen wir heute noch so weit als möglich hinter Tsetzerleg kommen. Der Grund: wir möchten morgen frühzeitig – am besten schon am Mittag – in der Chorgo-Vulkangegend sein, um unser Zelt aufzuschlagen und dann die Gegend zu Fuß zu erkunden.
In Tsetzerleg sind wir kurze Zeit später. Die Stadt hat etwa 15.000 Einwohner und liegt auf 1700 Meter Höhe in einem Talkessel. Wir halten hier nur zum Tanken, obwohl es hier das beste Museum der Region geben soll. Vielleicht lässt sich ja auf dem Rückweg ein kleines Zeitfenster dafür reservieren. Im Gegensatz zu Ulan-Baator, wo es selbst in der Stadt Jurtenviertel gibt, sehen wir hier fast ausschließlich bunt bemalte Häuser. 30 Kilometer hinter Tsetzerleg endet unsere heutige Etappe auf einer Wiese. Die Gegend ist bewaldet. Mit dem Wandern morgen Nachmittag sieht es wohl schlecht aus.
Volker warnt bereits beim Zeltaufbau davor, dass wir das Zelt auf einem Trampelpfad für Rindviecher aufbauen. Wir winken ab. Die sind doch nicht blöd – die werden einfach um unser Zelt herum marschieren. Werden sie nicht – konstatiert Volker! Tja, was soll ich sagen: Die Viecher bleiben wirklich vor unserem Zelt stehen und wir kommen nicht umhin, sie eigenhändig in eine andere Richtung zu treiben.

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   Zweite Übernachtung. Die Wiese müssen wir uns mit den Rindern teilen.

Zur Abwechslung gibt es heute mal Nudeln. Baira beginnt mit einem vorsintflutlich aussehenden Benzinkocher – den Sprit dafür entnimmt er dem Autotank – einen großen Topf mit Wasser zu erhitzen. Den Topf stellt er auf zwei zuvor herangeschaffte große Steine. Nach einigen Fehlzündungen brennt das Ding halbwegs. Ich gebe ihm unser Messer, mit dem er dann das Hammelfleisch kleinschneidet. Später kommen noch Nudeln – eine Art Ravioli – und einige Gewürze hinein. Schmeckt ganz passabel, wie ich später selbst feststellen kann.

Mittwoch, 11. September 2002

Der Wecker klingelt um 6:55 Uhr und beendet die zweite Frostnacht in der mongolischen Steppe. Frühstück später – es ist schweinekalt. Unser heutiges Ziel ist die Chorgo-Vulkangegend und dort der See Terchijn Tsagaan Nuur. Der See liegt auf knapp 2100 m Höhe, ist etwa 20 m tief und soll sehr fischreich sein. Nach ersten Schätzungen sollten wir die 140 km bis zum Nachmittag schaffen. Um halb eins sitzen wir jedoch noch beim Pfannkuchenbacken auf einem Steinhügel mit Blick über die Hochebene. Yaks und Pferde weiden an einer noch feuchten Stelle inmitten des Tals. In der Ferne erkennt man einige Jurten. Die Berge auf der gegenüberliegenden Talseite sind spärlich bewaldet. Fast ausnahmslos Lärchen, die beginnen, ihre Nadeln zu verlieren. Vor dem Frühstück lag noch ein Schamamensteinchen auf dem Weg. Der riesige Felsbrocken, übersät mit Inschriften und blauen Fähnchen, ist etwa 20 m hoch und misst 10 m im Durchmesser. Er hat eine mystische Bedeutung für die Einheimischen. Rundherum touristisch erschlossen mit Toiletten, einer Art Frittenbude, Hoteljurten und riesigem Parkplatz mitten in der Steppe. Mit uns bestaunten zwei Busladungen mongolische Touristen diesen Stein in der Steppe!
Der riesige Felsbrocken, übersät mit Inschriften und blauen Fähnchen, ist etwa 20 m hoch und misst 10 m im Durchmesser

Der Schamanenfelsen Taichar

Die Pfannkuchenbruzzelei läuft jetzt professioneller ab, als auf dem Bahnsteig von Slyudanka. Aus einer leeren Bierdose bastele ich einen Schaber. Das ganze dauert natürlich seine Zeit – und so sind wir erst wieder um halb zwei auf der Piste. Baira hält ein Nickerchen in der Sonne, nachdem er sich einen Pott Tee gekocht hat. Wir sind jetzt auf knapp 2000 Meter Höhe – es ist warm, ein wenig diesig und es weht ein leichter Wind. Die Gegend ist sehr trocken, es hat wohl eine Weile nicht mehr geregnet. Das unterstreichen auch die Waldbrände auf einigen der Hügel. Der Weg zum See zieht sich! Selbst unser Fahrer macht schon seine Scherze: Njet ozero! Von wegen, er spricht kein russisch!

Opferbaum der 100 Zweige

Am Baum mit den 100 Zweigen können wir natürlich nicht vorbeifahren. Es ist eine alte Lärche mit ausladenden verkrüppelten Ästen, über und über mit Gebetsfahnen und altem Krimskrams behängt.Der Fuß des Baumes sieht aus, als ob jemand einen kompletten Glascontainer mit Wodkaflaschen ausgeschüttet hat.
Man sagt, hier vorbeizufahren, ohne eine Opfergabe zu hinterlassen, bringt unweigerlich Unglück. Wir hinterlassen eine Postkarte des Kölner Doms!
Wir fahren jetzt durch eine Landschaft, die sichtbar durch Vulkantätigkeit geformt wurde. Der letzte Ausbruch soll mehr als 6000 Jahre zurückliegen. Kaum zu glauben, wenn man das erstarrte Lavafeld sieht, das ein ganzes Tal bedeckt. Die Gegend hier lässt sich durchaus mit Island vergleichen. Am Nachmittag fahren wir über Lavagestein an den Kraterrand des fast 2300 m hohen Chorgo-Vulkan. Der Aufstieg dauert nur knapp 20 Minuten, weil wir schon auf über 2000 m sind. Zudem erleichtert eine gegossene Betontreppe den Aufstieg. Der Krater ist fast kreisrund, etwa 200 m im Durchmesser und fällt gleichmäßig im Winkel von 45° etwa 100 m tief ab. Trotz des diesigen Wetters sehen wir nun erstmalig den See, das Ziel unserer heutigen Etappe. Nur mit dem Wandern wird es wohl, wie bereits befürchtet, nichts mehr werden – es sei denn, wir machen eine Nachtwanderung. Egal – wir genießen die Aussicht vom Kraterrand und trinken dazu ein Döschen Bier – das hat auch seinen Reiz.

Das Zelt bauen wir in 20 Meter Entfernung vom nördlichen Seeufer auf. Es gibt sogar einen richtigen Sandstrand. Nach dem obligatorischen Bad im See – er ist kälter als der Baikal – laufen wir ausgerüstet mit Schokolade, Bier und Weltempfänger auf einen nahen Hügel und lassen den Tag ausklingen. In einer windgeschützten Felsenecke am See bereiten wir im Dunkeln das gemeinsame Abendessen zu. Nach dem Essen verzieht sich Baira in sein Auto.

Es ist fast windstill, die Seeoberfläche ist spiegelglatt. Nur ein kleiner Tauchvogel in Ufernähe macht ein paar Wellen. Die Sonne ist aufgrund des Hochnebels kaum zu sehen. Der Weltempfänger leiert die Börsenkurse aus aller Welt herunter. Heute ist der 11. September und die Ereignisse des letzen Jahres sind uns immer noch mehr als gut vor Augen.

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Am Kraterrand des Chorgo-Vulkans
Beim abschließenden Wodka erzählt Charly von einer starken Explosion, die sich 30. Juni 1908 über Sibirien ereignet hat. Es existieren viele Augenzeugenberichte, die eine helle Feuerkugel beschreiben, welche mit lautem Knall explodierte. Luftdruckwellen davon waren sogar noch in Europa messbar. Außerdem führte die Explosion in Sibirien und in weiten Teilen Europas zu den eigentlich nur im Norden bekannten weißen Nächten. Berechnungen ergaben, dass ein Objekt von 300 m Durchmesser in etwa 5 km Höhe explodiert sein musste. Man vermutete einen Meteoriten aus Eis. Man nennt ihn auch Tunguska-Meteorit. Erst 1921 wurde eine Expedition losgeschickt um Licht auf die Sache zu werfen. Die Expedition fand dann 500 km nördlich von Bratsk ein Gebiet vor, wo noch 13 Jahre nach dem Ereignis 2000 km² Baumfläche verbrannt bzw. umgeknickt waren. Meteoritenmaterial oder einen Krater fand man jedoch nicht.
Und weil Charly gerade so schön im Redefluss ist, erzählt er noch die Geschichte, als die Russen versuchten, die nördlich gelegenen Städte aus dem Weltraum zu beleuchten (das Znamya-Projekt). Mit Sonnenreflektoren wollten sie etwa 1/100 des Sonnenlichtes erreichen. Charly sagt, das sei viel; eine Vollmondnacht erreicht nur etwa 1/10000 eines Sonnentages. Solch eine Story zieht natürlich weitere Diskussionen über Sterne, Entfernungen und Lichtgeschwindigkeit nach sich. Ehe man sich versieht, ist die Flasche Wodka auch schon leer.

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