Donnerstag, 5. Setember 2002
Park des Sieges | Zereleti | Peter der Große | "Eine Kölsch-Russische Geschichte"
Pünktlich um 5 Uhr landen wir in Moskau.
Der Geruch von verbranntem Holz und Torf sticht schon im Flugzeug in die Nase. Rund um
Moskau brennt es. Wie wir später erfahren, schon den ganzen Sommer. Hauptgrund ist die
anhaltende Trockenheit sie entfacht immer wieder Schwelbrände in den Torfgebieten.
Schon nach kurzer Zeit brennen uns die Augen. Die Sonne ist eine blasse, schwach
orangefarbene Scheibe. Wir fahren mit dem Bus zum Flughafen Scheremetjewo 1und deponieren
dort das Gepäck. Um kurz vor sieben sitzen wir im Bus Richtung Innenstadt. Charly,
mit Stadt- und Metroplan ausgestattet, ist in solchen Situationen blind zu vertrauen.
Kommt sie oder kommt sie nicht? Nach einmaliger Umrundung
der Kremlmauer stehen wir mit brennenden Augen vor dem Lenin-Mausoleum. Es steht sogar ein Fahrer mit einem fast neuen Honda-Kleinbus zur Verfügung. Nach dem Besuch der Erlöserkirche und einem Spaziergang durch den "Park des Sieges" mit Besuch des "Museums des Großen Vaterländischen Krieges" folgt noch ein Rundgang durch einen neueren Park. Hier geben sich die ausrangierten Kulturgüter der Kommunismusära mit moderner Kunst ein Stelldichein. Die Erlöserkirche wurde erst 1997 fertiggestellt. Lange Zeit beherbergte das Areal, auf dem früher bereits eine Kirche stand, ein Freibad. Aber der anscheinend sehr umtriebige Bürgermeister sorgte für den Wiederaufbau.
Überhaupt sind der Bürgermeister und sein Spezi, der Hofkünstler Zereteli, ein sehr fleißiges Team, das seine künstlerischen Ergüsse in den letzten Jahren über das weiträumige Moskauer Areal verteilte. Die Holocaust-Skulptur im "Park des Sieges" fand unsere Zustimmung, aber einiges andere geht nur mit großzügigem Wohlwollen als Kunst durch.
Um kurz nach vier verabschieden wir uns von Lena und
steigen in den Minibus nach Scheremetjewo 1. Ein kleines Geschenk Brigitte sei Dank
haben wir dann doch noch bereit. Wir versprechen, uns nach der Sibirienreise wieder
per E-mail zu melden. |
Peter der Große eine "Kölsch-Russische Geschichte" An dieser Stelle fällt mir doch eine "Kölsch-Russische Geschichte" ein, die sich vor gut 300 Jahren zugetragen hat. Kolumbus eh ich meine natürlich Peter der Große spielt darin die zentrale Rolle. Wie geschichtlich belegt und wohl auch allgemein bekannt, lernte
Peter der Große seinerzeit in Holland das Schiffbauerhandwerk - und zwar inkognito!
Irgendwie haben die Holländer aber dann doch herausgefunden, welche Persönlichkeit sich
da bei ihnen in den Werkstätten an der Küste verdingte. Und so wurde von oberster Stelle
angeordnet, dem Zaren eine Schiffsglocke zum Geschenk zu machen. Ob es daran lag, dass die
Holländer mehr Erfahrung mit der Herstellung von Käseglocken hatten, oder ob es am
Übereifer der von königlicher Seite beauftragten Glockengießer lag, kann nicht genau
gesagt werden. Jedenfalls geriet die Glocke für Peter den Großen gleich um mehrere
Nummern zu groß. Peter war bei der feierlichen Übergabe zwar mächtig stolz, sah aber
auch, dass sein Gaffelschoner schon im Hafen versinken würde, wenn die Glocke auf das
Deck geladen würde. Andererseits wollte er die Holländer auch nicht vor den Kopf
stoßen, wo sie ihn doch in die Geheimnisse des europäischen Schiffbaus eingeweiht haben.
Er entsann sich seines kürzlichen Besuches in Köln. Nach Köln gelangte er, als er sein
selbst konstruiertes Transportschiff, welches dafür gedacht war, im heimatlichen St.
Petersburg auf der Newa eingesetzt zu werden, zu Testzwecken den Rhein rauftreidelte. In
Köln sah er, wie wieder mal wieder fleißig an der großen Kirche gearbeitet wurde
die Türme fehlten aber immer noch. Das ist keine Schiffsglocke, das ist eine
Kirchenglocke, konstatierte er! |
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